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Alles wird schneller – so halten Sie mit!
Der technologische Fortschritt bringt nicht nur eine massive Zunahme neuer Möglichkeiten mit sich. Er schreitet auch exponentiell voran. Das bedeutet: Unsere Lerngeschwindigkeit kann damit nicht ohne Weiteres mithalten. Was also tun? Unsere Zukunft hängt davon ab, ob wir uns adaptieren können und bereit sind, zu lernen.
Es war wie verhext, als ich versuchte, mit meinem Kollegen einen Termin zu finden. Zwischen Reisen, Meetings, Home-Office und Telkos war es kaum möglich, auch nur eine Stunde für eine gemeinsame Arbeitssession zu finden. Die nächste Möglichkeit: in sechs Wochen! Oder in drei Wochen, wenn wir skypen würden. Dabei liegen unsere Büros gegenüber.
Die wenigsten kommen dazu, sich langfristigen Dingen zu widmen – es gilt nur noch, zu reagieren und irgendwie dranzubleiben. Dieses Problem schildern uns Klienten immer wieder – wir nennen es die „Überhitzung der Organisation“.
… und es wird noch schneller!
Wie kommt es zu dieser Form von Überhitzung? Meeting-Overload und Abstimmungs-Fanatismus sind jedenfalls nicht die Ursache, sondern nur Folgen eines größeren Phänomens. Und auch, wer mit dem Finger auf das Management zeigt, Prioritäten und eine Strategie einfordert oder über mangelndes Durchhaltevermögen klagt, behandelt nur die Nebenkriegsschauplätze. Um zu verstehen, woher die Überhitzung rührt, muss man sich die Gegebenheiten unserer Zeit anschauen.
Thomas Friedman spricht vom „Zeitalter der Beschleunigung“: neben Globalisierung und Klimawandel benennt er den Faktor des technologischen Fortschritts, der unsere Zeit prägt. Dieser bringt nicht nur eine massive Zunahme neuer Möglichkeiten mit sich, er geht auch exponentiell voran.
Das bedeutet auch: Unsere Lerngeschwindigkeit kann nicht mit der Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts mithalten. Umso entscheidender ist nun, wie wir damit umgehen. Unsere Zukunft hängt laut Friedman davon ab, ob wir uns adaptieren können und bereit sind, zu lernen.
Das richtige Mindset – Veränderung klemmt im Kopf
Für eine solche Haltung prägte die Psychologin Carol Duckworth einen Begriff: “growth mindset”. Es geht darum, auf Herausforderungen mit einer lernenden Haltung zu reagieren und daran zu wachsen, statt sich von ihnen bedroht zu fühlen und sie zu vermeiden (“fixed mindset”). In den Worten von Jeff Bezos:
Ein solches Mindset hilft auch, mit Überhitzung umzugehen.
Wenn das Arbeitsleben eine 40-Stunden-Woche oder mehr von einem fordert, ist das eine Herausforderung – und oftmals eine Überforderung. Wie damit umgehen? Wir könnten zu Recht beleidigt sein, dass niemand uns Raum schafft, unsere Talente einzusetzen. Wir könnten mit Gleichgültigkeit darauf reagieren oder vor lauter Hilflosigkeit aufgeben. Oder aber wir versuchen, uns zu adaptieren und der Überforderung mit einer lernenden Haltung zu begegnen (= growth mindset).
Wie es funktionieren kann ...
Ein gutes Beispiel für diese Art zu denken, ist Mark. Ich habe ihn in meiner Rolle als Personaler kennen gelernt. Anfangs schwebten noch viele Fragezeichen über seiner Karriere, doch er hat sich sieben Jahre lang gut entwickelt und zunehmend Verantwortung bekommen. Es lief. Doch ab einem gewissen Punkt schien er kaum noch voranzukommen.
Wir trafen uns mehrmals, um darüber zu reden. Schnell stellte sich heraus: Sein Leben war überhitzt. Nachdem er mehr und mehr Aufgaben im Unternehmen übernommen hatte, kamen internationale Reisen und sein erstes Kind zu seinem Verantwortungsbereich dazu. Er war gleichzeitig in zehn Projekten beteiligt – und hatte bei alledem dennoch das Gefühl, dass seine Ergebnisse nicht mehr so ein Gewicht hatten und sein Stern allmählich verblasse.
Wir sprachen ganz offen über seine Arbeitsweise und Grundüberzeugungen. Das Ergebnis: Mark führte ein monatliches Reflexionspapier ein – eine formlose Auswertung darüber, was er im letzten Monat gelernt hatte. Er nahm sich zwei Mal im Jahr “Denk-Auszeiten” und nutzte sie für seine langfristige Planung und Priorisierung. Er arbeitete an seinen Werten, spürte Energiesauger auf, setzte sich Limits für Reisen und Arbeitszeiten. Das war nicht einfach, doch was Mark einen Schub gab, war das Arbeiten an seinem System. Sein growth mindset war aktiviert – und gab ihm die Weichenstellung, die er brauchte.
Der Lerneffekt für Unternehmen
Viele Organisationen leiden über Jahre an ähnlichen Themen und durch interne Politik und Habitus scheuen sie die wirkliche Verbesserung. Seien es halbherzige Strategien, eine Kultur von Misstrauen und Distanz oder fehlendem Kundenverständnis. Ein growth Mindset für ein Unternehmen setzt da ein wo eine ehrliche Reflexion zugelassen wird und dann mutige Schritte zur Transformation gegangen werden.
Gerade die Digitalisierung und zunehmende Geschwindigkeit fordert diese Klarheit und Konsequenz. Denn Wachstum im Miteinander und Lernen sind nicht mehr Themen, die man auslagert und von HR bearbeiten lässt. Eine solche Kultur erfordert Offenheit und Mut zu einer ehrlichen Kommunikation – und zwar von jedem Einzelnen innerhalb des Systems. Wer das hinbekommt ist bestens aufgestellt für die vielen Veränderungen, die über die nächsten Jahre anstehen. Wir von Lumen-Partners unterstützen Sie gerne dabei. Schreiben Sie uns einfach an.