Der Siegeszug weicher Unternehmen
Warum Unternehmen heute “weich” sein müssen
Kultur verspeist Strategie zum Frühstück – das bekannte Zitat von Peter Drucker lässt keinen Zweifel daran: Die Kultur eines Unternehmens ist eine mächtige Wirkgröße, die den Strategieprozess und damit auch den unternehmerischen Erfolg einer Organisation positiv oder auch negativ beeinflusst.
Es sind vor allem die weichen Faktoren wie Kommunikation, gute Beziehungen und Wertschätzung, die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden bewirken und dadurch zu einer erfolgreichen Unternehmenskultur beitragen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden diese häufig nicht ernst genommen und dem Primat der Zahlen, Daten und Fakten untergeordnet. Das führte dazu, dass viele schön ausformulierte Leitbilder im Zweifelsfall von Effizienz und Profit zum Frühstück verspeist wurden.
Doch das ändert sich gerade.
Die neue Erfolgsformel: weicher Wandel
Wirtschaft und Gesellschaft durchleben derzeit einen tiefgreifenden Wandel, der sehr viel mehr bedeutet als nur ein weiteres, wenn auch besonders anspruchsvolles Changemanagement-Projekt. Ganze Branchen müssen sich komplett neu erfinden, manche sind existenziell bedroht, und kaum eine wird in der gewohnten Form weiterexistieren. Inmitten der hektischen Veränderungsdynamik wird häufig übersehen, dass Wandel immer zwei wesentliche Aspekte beinhaltet: einen äußeren und einen inneren.
Einerseits benötigen der Einsatz neuer Technologien und die Entwicklung neuer Produkte ganz neue Strukturen, Abläufe und Entscheidungswege. Gleichzeitig braucht jede Veränderung, die sich im Außen zeigt oder zeigen soll auch einen inneren Wandel. Der zeigt sich in neuen Formen der Zusammenarbeit und der Kommunikation, in neuen Führungsbildern und mehr Selbstbestimmung und Empowerment für die Mitarbeitenden. Im 21. Jahrhundert werden es vor allem die weichen Faktoren von Unternehmenskultur sein, die die Weichen für den Erfolg stellen werden.
New Work: Der Mindshift ist schon da
Teil dieses umfassenden Bewusstseinswandels ist New Work, ein Schlagwort für neue Formen des Arbeitens. Dahinter verbirgt sich neben Konnektivität, Mobilität, Gesundheit, Neo-Ökologie sowie einigen anderen einer der wirkträchtigsten Trends des 21. Jahrhunderts, was die Gestaltung von Unternehmenskultur betrifft.
New Work, das bedeutet nicht etwa die 30-Stunden-Woche mit Chill-out-Lounge, Kickertisch und der Bespaßung von Mitarbeitenden. Der Wandel zur neuen Arbeit ist sehr viel tiefgreifender, vielschichtiger und vor allem sinn-voller. Es geht um einen ganz neuen Mindset, eine grundlegende Neuausrichtung von kulturellen Werten – und zwar von innen heraus.
Know-why statt Know-how: Wenn die Arbeit plötzlich Sinn macht
Digitalisierung und Automatisierung verändern nicht nur Prozesse und Strukturen in Unternehmen, sondern stellen auch die bisherige Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit in Frage. Arbeiten, um Geld zu verdienen und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, wird ebenso an Bedeutung verlieren wie der Firmenwagen oder die Bonuszahlung. Viele Arbeitsplätze, auch qualifizierter Natur, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Maschinen und künstliche Intelligenz verrichten Routinetätigkeiten sehr viel schneller, kostengünstiger und präziser als der Mensch.
Diese Entwicklungen werden vor allem jene Mitarbeitende aus der Komfortzone reißen und auf sich selbst zurückwerfen, die in erster Linie durch Sicherheit und ausreichend Geld zum Lebensunterhalt motiviert wurden. Für eine ganz erhebliche Anzahl an Arbeitnehmern wird sich in Zukunft immer öfter die Sinnfrage stellen, für die Unternehmen Antworten nicht mehr durch Know-how, sondern durch Know-why liefern müssen: Wenn die Arbeit mich nicht mehr braucht, wofür brauche ich dann die Arbeit? Hier kommen die weichen Faktoren von Unternehmenskultur ins Spiel.
Neues Organisationsprinzip: Begeisterung erschafft Sog
Neue Arbeitsformen benötigen eine neue Qualität von Führung – und zwar in zweifacher Weise. Einerseits muss Führung in Zeiten des Wandels und der Verunsicherung als Leuchtturm fungieren, d.h. Orientierung, Klarheit und Sinn vermitteln. Auf der anderen Seite muss Führung aber auch loslassen und darauf vertrauen können, dass die Mitarbeitenden selbstbestimmt und eigenverantwortlich kreative Lösungen finden.
Eine Sogwirkung tritt dann ein, wenn Mitarbeitende sich als Menschen angenommen fühlen, ihre Potenziale in einen kreativen Prozess einbringen können und gemeinsam und gleichberechtigt im Team an einem sinnvollen Produkt arbeiten können. Dadurch entsteht ein ganz besonderer "Spirit", der auch im Außen spürbar ist. Unternehmen sind keine Inseln, sie sind lebendige Systeme und stehen im ständigen Austausch mit ihrer Umwelt. Mitarbeitende, die von ihrem Unternehmen, dem Produkt und der Kultur begeistert sind, werden ihre Überzeugung weitertragen und ziehen dadurch automatisch neue Kunden und Mitarbeitende an.
Aufgabe erfolgreicher Unternehmen: Wirtschaft neu denken
In Zukunft wird es darum gehen, Wirtschaft und Unternehmertum ganz neu zu denken – und zu leben. Wenn der wahre Wert eines Unternehmens nicht mehr ausschließlich durch Aktienkurs und Marktkapitalisierung bestimmt wird, sondern durch gemeinwohlorientierte Unternehmensziele, Menschlichkeit, globale Verantwortung und Produkte mit einem sozial-ökologischen Mehrwert, so profitieren alle davon.
Sinn ist eine der stärksten Motivationsquellen überhaupt. Selbstverständlich sollen und werden Menschen und Unternehmen auch in Zukunft Geld verdienen und dadurch den Lebensunterhalt sichern. Letztendlich geht es aber darum, spielerisch neue Ideen ausprobieren und dadurch mehr Ganzheit, mehr Lebendigkeit, mehr Kreativität und mehr Mitbestimmung zu wagen.
Um noch einmal auf Peter Drucker zurückzukommen: Kultur muss Strategie nicht zwangsläufig zum Frühstück verspeisen – beide können und sollen sich ergänzen. Sie sind zwei Seiten einer Medaille: die bewusste Gestaltung von Unternehmenskultur im Innen bringt die Strategie erfolgreich ins Außen. Wir von Lumen-Partners unterstützen Sie gerne dabei. Schreiben Sie uns einfach an.
Titelbild by Annie Spratt on Unsplash